Alles wächst mir über den Kopf. Mein Leben ist so ver-wickelt, dass ich nicht weiß, wie ich mich  entscheiden soll. Dieses Lebensgefühl haben immer mehr Menschen – nicht nur in Corona-Zeiten. Ein Coach kann helfen, das scheinbar unauflösliche Geflecht von Interessen, Bedürfnissen und Notwendigkeiten zu ent-wickeln, so dass sich eine neue Perspektive zeigt.

„Soll ich von Bielefeld nach Hamburg ziehen? Soll ich eine Weiterbildung beginnen? Soll ich den Schritt in die Selbstständigkeit wagen? Vor solchen Fragen, die mittel- und langfristig über unser Wohl entscheiden, stehen wir in der von rascher Veränderung und sinkender Planbarkeit geprägten VUKA-Welt immer öfter. Das war schon vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie so, und dies wird auch so bleiben. Denn unser Lebensumfeld und die Rahmenbedingungen unseres Handels ändern, sich immer schneller. Also müssen wir auch häufiger Entscheidungen, die wir in der Vergangenheit trafen, überdenken. Zum Beispiel, weil unverhofft unser Arbeitgeber pleite ist. Oder weil uns oder eine Person, die uns wichtig ist, plötzlich gesundheitliche Probleme plagen. Oder weil uns der Pfeil Amors aus heiterem Himmel trifft. Oder weil völlig überraschend ein Virus namens Corona unsere Planungen obsolet macht. In all diesen Situationen stehen wir unverhofft vor der Frage: Soll ich oder muss ich meinem Leben – zumindest partiell – eine neue Richtung geben? Und wenn ja, welche?

Diese Fragen zu beantworten, fällt vielen Menschen schwer. Unter anderem, weil sich in unserer modernen Gesellschaft viele unserer Wünsche und Bedürfnisse nicht mehr unter einen Hut bringen lassen. So lässt sich zum Beispiel der Wunsch, eine Top-Karriere zu machen, meist nicht mit dem Bedürfnis, viel Zeit für Freunde, Verwandte und Hobbys zu haben, vereinbaren. Zudem werden wir häufiger mit neuen Herausforderungen konfrontiert – beruflich und privat. So zum Beispiel mit der Notwendigkeit, stärker für unser Alter vorzusorgen, damit uns keine Altersarmut droht. Oder stärker auf unsere Gesundheit zu achten, weil so ein „doofes“ Virus unser körperliches und seelisches Wohlbefinden bedroht. Oder uns intensiver mit der modernen Kommunikations- und Informationstechnik zu befassen, weil wir sozusagen über Nacht zu „Heimarbeitern“ wurden und uns zudem um das Home-schooling unserer Kinder kümmern müssen.

Gefühl „Alles ist mit allem verwoben“

Aus all diesen Gründen haben immer mehr Menschen das lähmende Gefühl: Alles wächst mir über den Kopf. Egal, was ich tue, stets muss ich 1000 Dinge bedenken. Alles ist so ver-wickelt, dass ich mich eigentlich nur falsch entscheiden kann. Denn jede Entscheidung hat zahlreiche Konsequenzen. Entscheide ich mich für die Karriere, habe ich nur noch wenig freie Zeit. Gönne ich mir hingegen mehr Muße, besteht die Gefahr, dass ich beruflich in einer Sackgasse lande. Und außerdem: Wer garantiert mir, dass das Unternehmen, für das ich jetzt umziehe, in fünf Jahren noch Arbeit für mich hat? Oder, dass der Lebenspartner, mit dem ich meine Zukunft plane, mich in fünf Jahren noch liebt?

Kurz, es gibt zahlreiche Unwägbarkeiten. Trotzdem müssen wir uns entscheiden – also zu gewissen Handlungsoptionen „ja“ und zu anderen „nein“ sagen. Sonst können wir unser Leben nicht aktiv gestalten und verhindern, dass wir künftig in eine Krise geraten. Alleine können wir dies zuweilen nicht. Also benötigen wir Ratgeber, die uns helfen, das, was so ver-wickelt erscheint, zu ent-wickeln, damit sich uns neue Perspektiven eröffnen.

Andere Menschen um Rat fragen

Meist sind diese Ratgeber Personen aus unserem persönlichen Umfeld – unser Lebenspartner, ein Kollege, ein Freund. Zuweilen geraten wir aber in Situationen, in denen uns diese Personen keine Hilfe bieten können. Zum Beispiel, weil ihnen die nötige Distanz zu uns fehlt. Oder, weil unsere Fragen unsere geheimen Wünsche und Befürchtungen berühren, über die wir mit Freunden und Bekannten nur ungern reden möchten. Oder, weil die Herausforderung, vor der wir stehen, so speziell ist, dass sie keine kompetenten Gesprächspartner sind – zum Beispiel, weil sie damit keine Erfahrung haben.

Dann benötigen wir einen externen Berater, einen so genannten Coach, um unser Gedanken- und Gefühls-Wirrwarr zu entwirren. Doch wie den passenden Unterstützer finden? Das ist nicht einfach, obwohl inzwischen, gefühlt, an jeder Straßenecke Coaches ihre Dienste anbieten, denn: Eine externe Unterstützung benötigen wir ja gerade, weil unsere Wünsche und Bedürfnisse sowie die Notwendigkeiten und Abhängigkeiten, in denen wir stecken, ein scheinbar unentwirrbares Knäuel bilden. Dabei, dieses Knäuel zu entwirren, kann uns nicht irgendein Coach helfen, sondern nur einer, der unsere Lebens- und Entscheidungssituation auch nachvollziehen kann.

Hierfür ein Beispiel: Sie haben schon mehrmals aus beruflichen Gründen den Wohnort gewechselt. Also wissen Sie, wie schwer es ist, sich wieder einen Freundeskreis aufzubauen. Deshalb zögern Sie, das attraktive Job-Angebot anzunehmen. Was nutzt Ihnen in einer solchen Situation ein Coach, der noch nie Mutters Herd verließ? Vermutlich wenig, weil er Ihre widerstreitenden Gefühle nicht nachvollziehen kann. Ein weiteres Beispiel: Sie sind Unternehmer und stehen vor der Entscheidung „Expandiere ich mit meinem Geschäft oder verkleinere ich es?“. Für beides sprechen viele Gründe – unternehmerische und private. In einer solchen Entscheidungssituation kann Ihnen kein Coach helfen, der nur das „Angestellten-Dasein“ kennt und nicht weiß, mit wie vielen Risiken unternehmerische Entscheidungen behaftet sind. Und noch ein Beispiel: Sie sind ein beruflich stark engagierte Frau, die schon in normalen Zeiten eine sehr straffe Agenda hat. Doch plötzlich zwingt Sie das Corona-Virus noch rund um die Uhr Ihre beiden Kinder zu versorgen und mit ihnen Home-schooling zu betreiben. Und bei all Ihrem Bemühen, diesen vielfältigen Aufgaben gerecht zu werden, nervt Sie zudem Ihr Lebenspartner, der nun auch zuhause weilt und scheinbar alles besser weiß. Was nutzt Ihnen in einer solchen Lebenssituation ein Coach, der ein überzeugter Single ist und das Familienleben nur aus Erzählungen kennt? Vermutlich wenig!

Den für Sie passenden Coach finden

Deshalb sollten Sie sich, wenn Sie einen Coach suchen, zunächst fragen: Auf welche Art Fragen suche ich eine Antwort? Persönliche? Familiäre? Berufliche? Unternehmerische? Oder gar Sinn-Fragen? Außerdem: Warum finde ich keine Antwort? Und warum kann ich mich so schwer entscheiden? Weil in mir zwei „Seelen“ miteinander streiten? Weil ich auch die Bedürfnisse anderer Menschen, die mir wichtig sind, berücksichtigen muss? Weil ich als Unternehmer nur schwer einschätzen kann, wie sich der Markt entwickelt? Hieraus können Sie ableiten, welche Kenntnisse und Erfahrungen „Ihr Coach“ haben sollte. Erst danach sollten Sie sich auf die Suche nach ihm begeben.

Doch Vorsicht! Ein Coach ist kein Therapeut. Er hilft Ihnen nicht, Probleme, deren Wurzeln in Ihrer Biographie bzw. Persönlichkeit liegen und krankhafte Züge haben, zu lösen. Er hilft Ihnen nur in einer Entscheidungssituation, das scheinbar total verfilzte Knäuel von widerstreitenden Interessen, Zielen, Bedürfnissen usw. zu entwirren, so dass sich Ihnen neue Perspektiven eröffnen. Das heißt: Ein Coach löst nicht stellvertretend für Sie Ihre Probleme. Er erleichtert Ihnen dies nur, indem er Ihnen als geistiger Sparringpartner hilft, Ihre Gedanken und Gefühle so zu ordnen, dass eventuell ganz neue Entscheidungs- und Handlungsmöglichkeiten am Horizont erscheinen, die Sie nicht im Blick hatten. Ein guter Coach hilft Ihnen also, den roten Faden in Ihrem Leben bzw. Tun wiederzufinden. Zudem hilft er Ihnen, Ihre Entscheidung zu realisieren, indem er Ihnen bei Bedarf mit seinem fachlichen Rat zur Seite steht und Sie ein Stück auf Ihrem Lebensweg begleitet. Denn wenn es darum geht, die Weichen im Leben teils neu stellen, tauchen bei der Umsetzung meist Unsicherheiten auf, auch weil dies in der Regel erfordert, Gewohnheiten aufzugeben und Routinen zu durchbrechen. Das ist oft nicht leicht, denn meist haben wir diese über viele Jahre, teils sogar Jahrzehnte hinweg entwickelt. Sie sind sozusagen ein Teil unserer Persönlichkeit geworden.

Die vorhandenen Ressourcen aktivieren

Entsprechend schnell geraten wir ins Schlingern, wenn sich beim Umsetzen unserer Entscheidungen Schwierigkeiten zeigen oder uns bewusst wird, was wir aufgeben müssen, um unser Ziel zu erreichen. Deshalb ist es, gerade wenn es um eine Um- oder Neuorientierung in unserem Leben geht, die Einstellungs- und Verhaltensänderungen erfordert, wichtig, dass uns ein Unterstützer zur Seite steht, der uns regelmäßig daran erinnert:

  • „Was ist Ihnen in Ihrem Leben wirklich wichtig?“,
  • „Welche Ziele möchten Sie erreichen, warum?“ Und:
  • „Was gilt es zu tun, damit Sie Ihr Ziel erreichen?“
  • „Welche Hindernisse sind hierfür aus dem Weg zu räumen?“

Doch nicht nur dies. Ein guter Coach definiert mit uns auch Etappenziele, die es auf dem Weg zum großen Ziel zu erreichen gilt. Denn sonst ist gerade bei komplexen Herausforderungen die Gefahr groß, dass wir das Gefühl haben „Da bewegt sich ja gar nichts“, obwohl wir schon viele Teilerfolge erzielt haben. Ein guter Coach ist also auch ein Motivator und Stimulator, insbesondere wenn uns das Gefühl der Ohnmacht oder gar Verzweiflung packt. Er geht zudem stets davon aus: „Sie können Ihr Ziel erreichen, wenn.…“ Er sieht also das Licht am Ende des Tunnels. Zu Recht! Denn fast alle Menschen haben in ihrem Leben schon sehr viele Herausforderungen gemeistert – meist mehr als ihnen in Krisensituationen bewusst ist. Entsprechend viele Ressourcen schlummern in ihnen, die es zu wecken bzw. aktivieren gilt, um das Coachingziel zu erreichen. Auch hierbei unterstützt Sie ein guter Coach.

Über die Autorin:

Schütz, Beate Dr Dr. Beate Schütz, Lemgo, arbeitet als Coach für Personen und Organisationen. Sie ist darauf spezialisiert, Menschen in privaten und beruflichen Neuorientierungs- und Umbruchsituationen zu unterstützen und zu begleiten.

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