Johann Wolfgang von Goethe hat geschrieben: „Es ist nicht genug, zu wissen, man muss es auch anwenden; es ist nicht genug, zu wollen, man muss es auch tun.“ Dieses Zitat ist gerade in der beruflichen Weiterbildung so aktuell wie nie zuvor.

Immer mehr Wissen ist über das World Wide Web leicht, teilweise kostenlos und für jedermann verfügbar. Dabei reichen die Lerninhalte von kurzen Lernlektionen über YouTube, über den Erfahrungsaustausch in fachlichen Communities in Social Media bis hin zu online Vorlesungen von renommierten internationalen Hochschulen. Die Projekte EdX, der Harvard University und des Massachussetts Institut of Technology (MIT) sowie die Lernplattform Udacity zeigen deutlich, wohin die Reise in der Aus- und Weiterbildung in Zukunft gehen wird.

Für Anbieter von hochpreisiger Weiterbildung wird es daher zukünftig noch wichtiger, einen Mehrwert anzubieten, der über das reine Vermitteln von neuen Fachinhalten hinausgeht, und dem Bedarf der Teilnehmenden und Unternehmen nach praxisorientiertem und unmittelbar anwendbarem Wissen gerecht wird.

Zertifizierungen

Ein starker Trend, der sich bereits seit einigen Jahren abzeichnet, ist die hohe Nachfrage nach zertifizierten Aus- und Weiterbildungen. „Bewerber wollen den Nachweis für ihre Jobsuche erbringen. Aber auch Unternehmen buchen für ihre Mitarbeiter eher Kurse und Lehrgänge, die auch einen Befähigungsnachweis oder anerkannten Abschluss bieten, da sie ihre Investitionen in die Weiterbildung dadurch eher bestätigt sehen“, schildert Gabriele Kolibal, Leitung Aus- und Weiterbildung des WIFI Wien.

Um der Nachfrage nach zertifizierten Weiterbildungen gerecht zu werden, weitet das WIFI Wien die Angebote immer weiter aus. Neben Ausbildungslehrgängen mit Diplom, einem WIFI-Zeugnis oder einer international anerkannten Zertifizierung im IT-Bereich finden sich auch akademische Abschlüsse im WIFI-Programm.

Kooperationen

Vermehrt feststellbar sind in den letzten Jahren auch Kooperationen von Weiterbildungsanbietern. Ziel der Zusammenarbeit ist es, die Programme inhaltlich breiter aufzustellen oder einen akademischen Partner für die Zertifizierung zu haben.

Bereits seit einigen Jahren bietet das Continuing Education Center (CEC) der Technischen Universität Wien den General Management MBA. Petra Aigner, Managing Director des CEC über die Zielsetzung: „Bei dem sehr erfolgreichen MBA-Programm bringt die Donau-Universität Krems ihre mehr als zehnjährige Erfahrung in der Managementausbildung ein, während die TU Wien die Kompetenz der Wirtschaftsausbildung im technisch-naturwissenschaftlichen Bereich beisteuert“.

Die Business School der Universität Salzburg, die SMBS setzt bei ihrem MBA-Programm auf die seit 30 Jahren praxiserprobten Management-Grundsätze der Malik Management Systeme. „In das Curriculum des MBA ist das System des Managementexperten Dr. Fredmund Malik in den Lehrveranstaltungen zur Strategie, Struktur und Kultur der Unternehmen bzw. zur Wirksamkeit einer Führungskraft integrativ aufgenommen“, berichtet Thomas Berner, Leiter Marketing & PR der SMBS.

Auch im Bereich der kompakten Lehrgänge gibt es Beispiele von langjährig erfolgreichen Kooperationen.

So bietet beispielsweise Confare gemeinsam mit der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt den „Zertifizierten Lehrgang – ProduktionsleiterIn“. „Prozesskompetenz wird stark nachgefragt, da sich das Prozessdenken über das ganze Unternehmen erstreckt“, erklärt Michael Ghezzo, Geschäfsführer von Confare. „Neben dem Fachwissen bietet der Lehrgang auch eine akademische Bestätigung, die durchaus Karriere fördernd ist“, so Ghezzo weiter.

Internationalität

Durch Kooperationen mit international renommierten Hochschulen versuchen die heimischen MBA-Anbieter, den internationalen Herausforderungen im Management gerecht zu werden.

Mit dem „International Executive MBA“ bietet die SMBS ein berufsbegleitendes Studium, das zu mehr als 50 % an internationalen Studienorten in Russland, China, Asien, England und den USA absolviert wird. Thomas Berner über die Vorteile der starken internationalen Präsenz: „Wir forcieren kein Buch-Wissen, sondern vermitteln anwendbare Management Praxis. Bei den internationalen Kompetenzen gilt, dass die Do’s, Don’ts und Nogo’s im internationalen Umgang erst dann die Wirkung entfalten, wenn sie am eigenen Leib verspürt werden“.

Auch die WU-Executive Academy setzt auf Internationalität und virtuelle Teamarbeit. Beim Global EMBA arbeiten die lokalen Studierenden mit Teilnehmern aus China und den USA in virtuellen Teams an einem gemeinsamen Projekt. Bei der Ergebnispräsentation im Präsenzmodul sehen sich die Teams dann zum ersten Mal persönlich. Astrid Kleinhanns-Rollé, Managing Director der WU Executive Academy zu den daraus resultierenden positiven Lerneffekten: „Diese Aufgabe stellt für viele eine enorme Herausforderung an die eigene Kommunikation und Persönlichkeit dar“.

Faktor Zeit

Sowohl von den Teilnehmenden als auch von den Unternehmen werden immer mehr zeitlich kompakte Weiterbildungen nachgefragt.

„Gerade Führungskräfte wollen Zusatzkompetenzen und aktuelles Wissen in kurzer Zeit, so effizient wie möglich bekommen“, erklärt Sandra Prandtner, Leiterin des WIFI Management Forums. Im Programm finden sich daher kompakte Formate in Form von Tages- und halbtägigen Seminaren. Bei der inhaltlichen Gestaltung legt das WIFI Management Forum den Fokus auf Tools, die Führungskräfte umgehend in der Managementpraxis umsetzen können. „Um den Kompetenztransfer nachhaltiger zu machen, gibt es bei uns auch die Möglichkeit nach einem Seminar ein individuelles Follow up mit dem Trainer zu buchen“, so Prandtner weiter. Um die Planbarkeit zu erhöhen, werden bei ausgesuchten Seminaren auch Durchführungsgarantien ausgesprochen.

Präsenz

Einen hohen Wert legen die heimischen Anbieter auf die Präsenz während der Weiterbildung.

Bei der SMBS steht im Präsenzunterricht die Anwendung der Management-Inhalte durch Case Studies und Business Cases im Vordergrund. „Lernen kann nur im direkten Austausch zwischen Professor und Studierenden entstehen. Deshalb sollen unsere Studierenden herausgefordert werden, um so neue Inhalte und Kompetenzen integrieren zu können“, so Marketingleiter Thomas Berner.

Auch die auf den Bedarf der Industrie spezialisierte Montanuniversität hat die Konzentration auf die Präsenzphase. Bei den Programmen stehen die Präsenztermine bereits langfristig fest, damit eine gute Planbarkeit gegeben ist. Hubert Biedermann, Lehrgangsleiter des MBA-Programms „Generic Management“ und Leiter des Department für Wirtschafts- und Betriebswissenschaften an der Montanuniversität Leoben über die Zielsetzung: „Wir legen hohen Wert auf Anwesenheit, da der Austausch und die Diskussion von vielen Programmen von der Anwesenheit lebt. Die Vorbereitungen erfolgen dann individuell.“

Die WU Executive Academy setzt auf eine 50/50 Quote bei der Präsenz. So werden rund 50 % des Gesamtaufwandes durch das Lernen der Inhalte und Bewältigung von Gruppenaufgaben in vor- und nachgelagerte Phasen gelegt. In den Präsenzmodulen steht dann die Diskussion und Reflexion sowie der Erfahrungsaustausch auf dem Programm. „Durch die Seniorität, Internationalität und die Vielfalt an Branchenerfahrungen der Studierenden ist die Qualität der Präsenz sehr hoch“, so Astrid Kleinhanns-Rollé, von der WU Executive Academy. „Wenn die Lerndidaktik richtig aufgebaut ist, dann sind die Teilnehmenden gleich wichtig, wie die Vortragenden.“

Obwohl der Präsenzanteil aufgrund der Nachfrage noch sehr hoch ist, denkt Kleinhanns-Rollé bereits über MBA-Programme für die neue Generation nach, die einen höheren online Anteil haben sollen.

Neue Medien

Dass neue Medien zukünftig einen festen Platz in der Weiterbildung einnehmen werden, ist mittlerweile unbestritten. Einige Anbieter setzen die neuen Technologien auch bereits mit Erfolg ein. So hat die TU bereits 2012 mit dem Ausrüsten der Studierenden mit Apple iPads eine Vorreiterrolle im deutschsprachigen Raum eingenommen. Das gesamte Studienmaterial wird digital über eine Lernplattform zur Verfügung gestellt. „Damit wird ein vollkommen papierloses Studium gewährleistet, bei dem die Studierenden von überall auf Lernunterlagen und aktuelle Informationen zugreifen können“, berichtet Petra Aigner vom CEC stolz.

Auch das WIFI Wien ergänzt den Präsenzunterricht bereits mit eLearning und Blended Learning-Angeboten. Zum Kennenlernen des Angebots gibt es auch kostenfreie inhaltliche Inputs in Form von Podcasts.

Praxistransfer

So sind sich alle befragten Anbieter einig, dass sich der Nutzen der Weiterbildung erst erschließt, wenn die Anwendbarkeit des gelernten in die Praxis gegeben ist.

„Weiterbildung ist dann erfolgreich, wenn nicht nur Wissen transportiert wird, sondern dazu beiträgt, Verhalten nachhaltig zu verändern,“ ist Michael Ghezzo von Confare überzeugt und erklärt: „Wissen holt man sich gratis im Internet, aber das „Gewusst wie“ ist entscheidend.“

Gabriele Kolibal vom WIFI Wien fasst den Nutzen, den Weiterbildung bieten muss wie folgt zusammen: „Wichtig ist die sichtbare Kompetenzerweiterung – vielleicht sogar mit einem entsprechenden Nachweis und der unmittelbaren Umsetzung. Unternehmen wollen eben einen Return-on-Investment“.

Dieser Beitrag ist auch erschienen in UNTERNEHMER 5/2013.

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