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Die starke Zurückhaltung der deutschen Wirtschaft bei Investitionen schlägt sich aktuell auch auf die Nachfrage nach neuen Fachkräften nieder. Nachdem die Zahl der zu besetzenden Neupositionen im ersten Quartal 2023 noch einen deutlichen Schub erfahren hatte, gab es im zweiten Jahresviertel einen Nachfragerückgang. Dieser Negativtrend setzt sich nun auch im dritten Quartal 2023 fort. Der Hays Fachkräfte-Index rutscht um 19 Prozentpunkte[1] nach unten und liegt nun mit 109 Prozent auf dem niedrigsten Wert bei der Fachkräftenachfrage seit Ende 2021. Die Zahl der ausgeschriebenen Stellen befindet sich aber weiterhin für alle untersuchten Berufsgruppen auf einem sehr hohen Niveau.

HR-Fachkräfte verzeichnen den größten Rückgang

Den deutlichsten Einbruch verzeichnet der Fachkräfte-Index bei der Suche nach Personalerinnen und Personalern. Nach der abgeflauten Nachfrage im Vorquartal ist die Anzahl der zu besetzenden Positionen nun nochmals um ganze 36 Prozentpunkte auf 212 Prozent zurückgegangen, auch in diesem Bereich der niedrigste Wert innerhalb der vergangenen zwei Jahre. Besonders stark fällt der Rückgang bei Managern für Employer Branding (- 98 PP auf 285 P), für HR (- 57 PP auf 154 P) sowie bei den Recruitern (- 55 PP auf 291 P) aus. Gleichzeitig verrät der Blick auf die Prozentwerte, dass bei diesen Berufsgruppen in den letzten beiden Jahren eine enorme Steigerung in der Nachfrage verzeichnet wurde. Recruiter-Stellen lagen beispielsweise bei 617 Prozent. Die aktuellen Werte bewegen sich trotz des deutlichen Rückgangs also immer noch auf einem hohen Nachfrageniveau. „Zum einen zeigt der Index, dass sich Unternehmen aufgrund der negativen Vorzeichen der Wirtschaft, mit ihren Neueinstellungen generell zurückhalten. Zum anderen fokussieren sich insbesondere kapitalmarktorientierte Unternehmen im dritten Quartal auf die Sicherung der Geschäftsergebnisse. Die Mitarbeitergewinnung ist nachgelagert, Mitarbeiterbindung steht im Fokus“, so Florian Wagner, Department Manager HR Interim & Projekte. „Auf Kandidatenseite sehen wir aktuell zwar eine konstant hohe Wechselbereitschaft, aber eine defensive Bewerbungspraxis. Sie sind aufgrund der unsicheren Wirtschaftslage vorsichtig beim tatsächlichen Arbeitgeberwechsel.“ Relativ stabil verhält es sich mit der Nachfrage nach den strategisch verantwortlichen HR Business Partnern (13 PP).

IT-Gesuche fallen erstmals unter die 100.000-Marke

Bei den äußerst begehrten IT-Experten, dem zahlenmäßigen Spitzenreiter des Fachkräfte-Index, markiert das dritte Quartal 2023 eine Zäsur. Mit 126 Prozent beziehungsweise knapp 96.000 ausgeschriebenen Stellen und einem positionsübergreifenden Rückgang von – 22 Prozentpunkten unterschreitet die Nachfrage das erste Mal seit über zwei Jahren die Grenze von 100.000 gesuchten Positionen. Niedrigere Werte wurden zuletzt in Q2/2021 verzeichnet, als die Pandemie noch starke Auswirkungen auf die Nachfrage hatte. Wie bereits im Vorquartal verzeichnen die IT-Security Spezialisten (- 89 PP), die Datenbankentwickler (- 43 PP) und die IT-Architekten (- 29 PP) deutliche Einbrüche. Die zuvor wieder verstärkt gesuchte Berufsgruppe der IT-Administratoren rangiert hingegen im aktuellen Betrachtungszeitraum mit – 48 Prozentpunkten auf Platz 2 der stärksten Verluste.

Ein kontinuierlicher Abwärtstrend in der Rekrutierung ist auch im Bereich Life Science zu beobachten. Mit einem erneuten positionsübergreifenden Rückgang um – 21 Prozentpunkte ist die Nachfrage nach Experten wie Biologen, Chemikern oder Mitarbeitern in der klinischen Forschung zum vierten Mal in Folge rückläufig. Allerdings lassen sich bei genauerer Betrachtung der Positionen auch auffällige Ausreißer nach oben erkennen. So ist die Zahl der Stellengesuche nach Data Scientists um ganze 113 Prozentpunkte (auf 918 P) gestiegen. Da sich die absoluten Zahlen an ausgeschriebenen Stellen im Bereich Life Science insgesamt auf einem niedrigeren Niveau befinden, fallen Schwankungen hier grundsätzlich stärker aus.

Finanz-Fachkräfte und Ingenieure weniger stark gesucht

Nach den Höchstwerten der vergangenen Quartale vermeldet die Berufsgruppe der Finanzer in Q3 ebenfalls eine sinkende Nachfrage um – 18 Prozentpunkte. Der Vergleich mit dem Vorjahresquartal unterstreicht aber das nach wie vor hohe Suchvolumen (Q3/2023: 118 P; Q3/2022: 102 P). Eine positive Entwicklung entfällt dabei allein auf die Wirtschaftsprüfer. Nach einer deutlichen Delle (- 60 PP) im Vorquartal erfährt diese Berufsgruppe nun wieder ein leichtes Plus um 8 Prozentpunkte. Die zahlenmäßig stark vertretenen und bisher sehr begehrten Controller und Buchhalter weisen hingegen erstmals höhere Minuswerte (- 29 PP; – 14 PP) aus. „Leistungsträger wie Controller werden aktuell weniger nachgefragt bzw. weniger neu ausgeschrieben als noch in den Vorquartalen. Zum einen werden freiwerdende Stellen nicht mehr sofort nachbesetzt und zum anderen bleiben Kandidaten in unsicheren Zeiten länger auf ihrer Position. Sie wechseln erst den Arbeitgeber, wenn sich die wirtschaftliche Stimmung aufhellt“, sagt Erich Schwinghammer, Bereichsleiter Finance und HR. Einen überdurchschnittlich hohen Rückgang im Suchvolumen verzeichnet der Index mit – 41 Prozentpunkten außerdem bei den Tax Managern.

Eine ähnliche Entwicklung lässt sich bei der Nachfrage nach Ingenieuren beobachten. Hier schrumpft die Nachfrage um – 18 Prozentpunkte auf 90 Prozent, immerhin der niedrigste Wert seit Q4/2021, und betrifft nahezu alle Positionen. Während die zahlenmäßig stark vertretenen Verfahrens-/Prozessingenieure im Vorquartal noch Zuwächse verzeichneten, weist diese Berufsgruppe nun mit einem Minus von 39 Prozentpunkten auf 104 Prozent sogar den zweitstärksten Rückgang an Stellengesuchen aus. Übertroffen wird dieser Negativwert nur noch von der wiederholt deutlich sinkenden Nachfrage nach Chemieingenieuren (- 55 PP, Q2: – 38 PP). Bei den anteilig ebenfalls stark gesuchten Bauingenieuren lässt sich der enorme Einbruch der Baubranche nun deutlich an den Zahlen ablesen. Mit etwas über 9.500 absolut ausgeschriebenen Stellen fällt die Nachfrage für diese Positionen um – 15 Prozentpunkte auf den niedrigsten Wert seit Anfang 2021.

„Der Nachfrage-Rückgang bei Ingenieuren ist maßgeblich auf die große Zurückhaltung bei neuen Investitionen zurückzuführen. Wir haben es aktuell – unter anderem auch aufgrund der heimischen Automobilindustrie – mit einer sinkenden Industrieproduktion zu tun. Das schlägt sich temporär auf die Ausschreibungspraxis nieder“, sagt René Gruner, Bereichsleiter Digital Technology and Engineering bei Hays.

Komplett gedreht hat sich die Entwicklung im Bereich Legal. Während die Nachfrage nach Juristen im zweiten Jahresviertel innerhalb aller Berufsgruppen am stärksten nachgelassen hat, verzeichnet der Fachkräfte-Index nun mit – 8 Prozentpunkten (auf + 176 P) wiederum den geringsten Rückgang an Stellengesuchen.

Die Anzahl offener Positionen für die zweitgrößte Berufsgruppe innerhalb des Index, die Spezialisten im Bereich Sales & Marketing, hat sich mit – 17 Prozentpunkten ebenfalls abgeschwächt.

Signifikanter Rückgang der Stellengesuche in IT- und Baubranche

Auch der Blick auf die verschiedenen Branchen zeichnet ein deutliches Bild: Über alle untersuchten Industrien hinweg weist der Index sinkende Nachfragewerte aus. Überdurchschnittlich abgenommen haben die Stellengesuche im Baugewerbe (- 38 PP) und in der IT-Branche (- 26 PP). Die Finanz- und Versicherungsdienstleister verzeichnen hingegen den geringsten Rückgang im Suchvolumen (- 3 PP). Trotz Verlusten rangieren die Öffentliche Verwaltung mit 291 Prozent und die Baubranche mit 169 Prozent immer noch deutlich über dem durchschnittlichen Nachfrageniveau.

„Der aktuelle Nachfrageeinbruch ist zum großen Teil auf die unsichere Wirtschaftslage zurückzuführen, sowie darauf, dass generell große Zurückhaltung bei der Mitarbeitergewinnung herrscht. Viele Firmen richten ihren Blick auf die Weiterqualifizierung ihrer internen Belegschaft. Um den Fachkräftemangel zumindest abzumildern, ist allerdings beides wichtig: Neue Bewerberpotenziale heben, zum Beispiel durch Rekrutierung aus dem Ausland, sowie interne Maßnahmen zur Aus- und Weiterbildung“, resümiert Alexander Heise, Hays CEO Deutschland und CEMEA.

Über den Hays Fachkräfte-Index

Der Hays Fachkräfte-Index basiert auf einer quartalsweisen Auswertung der index Internet und Mediaforschung GmbH für Hays. Einbezogen werden Stellenanzeigen der meistfrequentierten Online-Jobbörsen, von Tageszeitungen sowie dem Business-Netzwerk Xing. Der Fachkräfte-Index zeigt die prozentuale Veränderung zum Ausgangswert vom 1. Quartal 2015 an. Sämtliche Positionsbezeichnungen gelten grundsätzlich für alle Geschlechter.

Quelle: Presseportal.de

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